„Der Heimat wollen wir durch unser Lied dienen!“

Glanzvolles Sängerfest des Sängerbundes „Heimattreu“ - Ehrungen verdienter Sänger

B ü h r e n - Fanfarenklang und Festgeläute verkündeten den vielen Hunderten Sängern und Sängerinnen, die gestern in Bühren weilten, sowie den zahlreich erschienen Freunden der Musik den Beginn des Sängerbundesfestes des Sängerbundes „Heimattreu“, das mit der Goldenen Jubiläumsfeier des Männergesangsvereins „Eintracht“ Bühren verbunden war.

Ein feierliches Hochamt, das Pfarrer Schmitz zelebrierte, vereinte zunächst die Sänger. Die vereinigten Chöre sangen unter der Leitung von Bundeschormeister Professor Richard Lerch-Cloppenburg die Deutsche Messe von Schubert. Der Jubelverein sang unter der Leitung von Werner Kuper die Solochöre. An der Orgel begleitete Lehrer August Menslage. Pfarrer Schmitz legte seiner Festpredigt die Worte zugrunde: „Dem Herrn, dem Herrn will ich singen, der uns Gutes getan; will preisen den Namen des Allerhöchsten.“ Die Sprache sei das wunderbare Organ, en Geschenk Gottes, das in Lied und Gesang die Ehre zum Ausdruck bringe. Sie forme in Lied und Musik den Kampf, die Freude und den Jubel. Das Singen dürfe nicht abgleiten zur Zerstörung und zur Zersetzung. Der Sänger solle aber nicht nur auf den Festen und im Verein singen, sondern das Lied in die Familien hineinzutragen. Das Lied solle dem Aufbau dienen, dem Dienste Gottes geweiht sein Freunde bringen und der Arbeit Segen geben.

Nach dem anschließenden Konzert der Kapelle Falkenberg und der Chorprobe auf dem Schulplatze wurde der Gefallenen und der verstorbenen Sänger am Gefallenen-Ehrenmal gedacht. Hauptlehrer Blömer hielt die Gedächtnisrede. So wie die Namen der Gefallenen in Bronze und Stein verewigt seien, so solle auch ihr Gedächtnis in uns nicht erlöschen. Alle, die zurückgekehrt seien, hätten eine besondere Dankespflicht zu erfüllen. Die Jugend ermahnte er, Frieden zu halten.

Der Festmarsch wurde von den Reitern des Emsteker Reit- und Fahrvereins angeführt. Der Festwagen mit der Lyra wurde von vier Rappen gezogen. Dieser Wagen war besonders schön von Frau Hanna Osterloh geschmückt worden. Auf einem Tulpen- und Fliederteppich standen die sechs Ehrendamen. An dem Zuge nahmen die Vereine Langförden, Schwichteler, Tweel, Lindern, Nikolausdorf, Molbergen, Lastrup, Varrelbusch, Cloppenburg, Emstek, Garrel, Cappeln und der Jubelverein Bühren teil. Den Schluß des Zuges bildeten die Ehrenwagen mit den Veteranen, den Ehrengästen und den bisherigen Dirigenten des Vereins.

Bei der Feierstunde auf der Festwiese erklangen unter der Leitung von Professor Lerch die Massenchöre. Dann entbot Bürgermeister Lüsse der Festversammlung und den Sängern den Willkommensgruß der Gemeinde. Der Sängerbund „Heimattreu“ habe allen Grund, so sagte er, das Fest in Bühren zu feiern, weil der Jubelverein den Gesang im allgemeinen und den Männergesang in besonderem Maße gefördert habe. Er wandte sich besonders an die älteren Sänger, die sich um die sangeskundige Jugend zu kümmern und diese in die Vereine zu führen haben. Aus Musik und Gesang komme doch mehr innere Befriedung als durch manche andere Dinge.

Die Festansprache hielt der zweite Vorsitzende des Sängerbundes, Konrektor Heinrich Kalvelage-Garrel. „Das Wort ‚Heimattreu’“, so sagte er, „ist Aufgabe und Verpflichtung! Der Heimat und ihren Menschen wollen wir durch unser Lied dienen. Auch im Oldenburger Land sind Himmel und Landschaft voller Lieder. Das Lied will der Väter Art und Tugend in Ehre halten und diese weitergeben. Mit der Jugend wollen wir durch den Kindergarten des deutschen Liedes wandern. Jugend und Lied gehören unlösbar zusammen. Wir wollen durch das Lied die dörflichen Feste schöner gestalten. Wo ein Lied aufklingt, herrscht doppelte Freude. Alle, die in der Erziehung der Jugend arbeiten, müssen sich freuen und uns dankbar sein, dass die Gesangvereine in dieser Richtung beispielhaft wirken. Der Gesangverein Bühren darf stolz sein, daß er treu im Dienste der Heimat stand und unter seinem Dirigenten Ostendorf im Jahre 1921 die Initiative zur Gründung des Bundes ergriff. Immer sind es die Sänger gewesen, die zuerst nach großen Katastrophen Mut und Vertrauen ins Volk trugen. Wer einmal die Geschichte des deutschen Wiederaufbaus schreibt, darf auch das deutsche Lied nicht vergessen. Der Wert des Menschen kann nicht nach der PS-Zahl bestimmt werden. Wie Walther von der Vogelweide wollen auch die Sänger heute für die Wiedervereinigung kämpfen und das Weltgewissen aufrütteln. Wir Sänger sind gläubige Menschen. Er, dessen Lob wir im Liede singen, wird uns nicht im Stiche lassen. Und so schreiten wir trotz unserer völkischen Not voll Frohsinn und Gottvertrauen in die Zukunft.“

Vor dieser mit Beifall aufgenommenen Festansprache erklangen die Massenchöre „Grüß Gott mit hellem Klang“ (Musik A. Methfessel), „Auf, ihr Brüder“ (Musik Haijo Kelling) und „Hohe Stunde“ (Musik Fritz Büchtger).

Anschließend folgten von allen Chören gemeinsam: „Kein schöner Land“ (Satz W. Rein) und weiter im Rahmen der Feierstunde „Brüder, reicht die Hand zum Bunde“ (Musik W. A. Mozart). Vor den Darbietungen der Einzelchöre fand die Ehrung der ältesten Sänger statt, über die wir an anderer Stelle berichten, und die Verleihung der Fahnenbänder an die teilnehmenden Vereine.

Da die Organisation hervorragend war und am Nachmittag auch die Sonne schien, nahm das Sängerbundesfest und Jubelfest des Bührener Vereins einen guten Verlauf (...).


Ehrung verdienter Sänger

Bühren - Auf dem Bundesfest des Sängerbundes „Heimattreu“ wurden die Jubilare aus den einzelnen Vereinen besonders geehrt. Sie erhielten die Sängernadel in Gold und Silber. Der älteste aktive Sänger des Sängerbundes ist der Standesbeamte i. R. Heinrich Kuper aus Emstek. Er ist 60 Jahre Sänger im Gesangverein „Cäcilia“ Emstek. 50 Jahre singt Bernhard Haakmann im „Gemischten Chor“ Cappeln. 40 Jahre schon singen im Jubelverein Bühren die Sänger Josef Thie, Josef Uptmoor, Hermann Diekmann und Josef Mählmann; im Männergesangverein Nikolausdorf Heinrich Backhaus. Im Gesangverein „Cäcilia“ Garrel singen 25 Jahre Heinrich Looschen, Franz Wehs, Heinrich Meyer, Wilhelm Klümann und Georg Tebben; im Männergesangverein „Cäcilia“ Lastrup Josef Imbusch. 25 Jahre Liedervater ist Josef Mählmann-Bühren; 20 Jahre im Vorstand sind Bernhard Büssing-Emstek und Theo Knipper-Lastrup.

Quelle beider Texte: Münsterländische Tageszeitung vom Montag, den 04. Juni 1956